Sunne-Seebis Musik

Sämtliche Kom­po­si­tio­nen von Josef Betschart «Sunne-See­bi» sind nun online ver­füg­bar unter fol­gen­dem Link: Sunne-See­bi auf samm​lung​.volksmusik​.ch

Josef Betschart Stauf­fach­er-Schot­tisch”

Josef Betschart, der Neffe von Alois Betschart, Sohn dessen Brud­ers Franz und der Elisa Betschart-Schmidig, ist am 30. Novem­ber 1927 zur Welt gekom­men und zusam­men mit seinen fünf Geschwis­tern im Brun­niberg aufgewach­sen. See­bi hat­te eine strenge Jugendzeit. Er lernte schon früh bei der Arbeit im und ums Haus mitzuhelfen. Seine ganze Schulzeit ver­brachte er in Seewen. Die Fam­i­lie zügelte dann in den Fal­l­en­bach und kaufte etwas später das ein­fache Heimetli Bär­fall­en, ein Ort mit Auss­chankmöglichkeit am Fusse der Rigi-Hochflue. Heute wird die Bär­fall­en-Hütte den Wan­der­lusti­gen als roman­tis­ch­er, im Wald abgele­gen­er Ort mit atem­ber­auben­der Sicht auf den Vier­wald­stät­tersee angepriesen.

Für die dama­lige Zeit eher als Aus­nahme­si­t­u­a­tion zu betra­cht­en, tren­nten sich seine Eltern und See­bi lebte mit seinem Vater Franz alleine im Heimetli Bär­fall­en. Eines Tages schenk­ten ihm Holz­er eine alte Han­dorgel, auf der er mehr schlecht als recht üben kon­nte. Er wusste damals wahrschein­lich noch nicht, dass drei sein­er Onkel gute Musikan­ten waren, von denen Onkel Alois sein gross­es Vor­bild würde.

Im Fal­l­en­bach, in der leg­endären Tex­as­bar, zwis­chen Brun­nen und Ger­sau gele­gen, lernte er seine spätere Ehe­frau Rösy ken­nen. Sie hat­te sich nicht nur in See­bi ver­liebt, sie war auch eben­so begeis­tert, wenn er orgelte. 1953 heirateten sie. Eine kurze Zeit lang wohn­ten sie noch mit See­bis Vater im Heimetli Bär­fall­en. An diesem zwar schö­nen, aber sehr abgele­ge­nen Ort, wo neben­bei noch ein Berghaus mehr schlecht als recht betrieben wurde, kon­nte man nichts ver­di­enen. 30 Geis­sen waren keine exis­ten­zielle Grund­lage für ein junges Ehep­aar. So beschlossen die bei­den Jungver­heirateten, den Ort Bär­fall­en zu ver­lassen und sel­ber eine neue Exis­tenz aufzubauen.

In dieser Zeit machte Sunne-See­bi bere­its an Hand­har­moni­ka- und Tanz­musik-Wettspie­len mit, errang den einen oder anderen Lor­beer und war auch mit der Muger­limusig an der Fas­nacht und an Kil­bi­mon­ta­gen unter­wegs. Es ging immer bis in die frühen Mor­gen­stun­den lustig zu und her. Die let­zten Gäste waren meis­tens jene mit dem läng­sten Heimweg.

Josef Betschart erlernte die Grund­be­griffe des Han­dorgel­spiels bei seinen Onkeln Alois und Augustin; er hat­te auch die ersten Auftritte in dieser Beset­zung. Es ist davon auszuge­hen, dass er in dieser Zeit die Tänze von Onkel Alois nach alter Tra­di­tion, von Musikant zu Musikant, eins zu eins gel­ernt hat. Auch mit seinem Brud­er Tobias, der vor allem durch sein Muulörgeli bekan­nt ist, erfreute er die Volksmusikfreunde.

Im Herb­st 1954 über­nahm das Ehep­aar von den Geschwis­tern Cern­cic die Kan­tine im Fal­l­en­bach und begann zu wirten. See­bi hat­te in der Zwis­chen­zeit Arbeit bei der Stein­bruch Fir­ma Ott bekom­men. Der See wurde bald sein Zuhause und er wurde schnell ein gefragter und ver­siert­er Nauen­führer, der bis zu sein­er Pen­sion­ierung (1991) mit «seinem» Schiff Bruno zur Haupt­sache Sand, Kies und Stein beförderte. Zu Beginn sein­er Tätigkeit – so wird erzählt — sei er nicht im Besitz eines Schiffs­führerausweis­es gewe­sen. Von seinem Vorge­set­zten darauf ange­sprochen, habe er kurz und tre­f­fend geant­wortet: «Das kann doch einen See­mann nicht erschüt­tern, keine Angst, keine Angst …!» 

1962 kauften See­bi uns Rösy dann das Restau­rant Sonne in Ibach und sie wirteten dort bis am 21.12.1979. So erhielt er auch den Über­na­men Sunne-See­bi. Tagsüber war er immer noch Nauen­führer, aber nach dem Feier­abend vor­wiegend Musikant, und zwar ein aussergewöhn­lich guter und gefragter. So war er wochen­tags und an den Woch­enen­den eher hin­ter dem Akko­rdeon als hin­ter dem Tre­sen anzutreffen. 

Mit Albert Lüönd, der lei­der viel zu früh ver­stor­ben ist, musizierte See­bi oft. Aber auch mit Pius Bell­mont spielte er gerne und häu­fig zusam­men und machte mit ihm die uns heute noch bekan­nten Tonauf­nah­men unter dem Namen «Betschart-Bell­mont». 

Sunne-See­bi hat­te ein gross­es Reper­toire und war auch ein stiller Bewun­der­er der Kasi-Geiss­er-Kom­po­si­tio­nen, spielte aber am lieb­sten die Tänze seines Onkels Alois. Mit ihm musizierte er bis in die 1980er-Jahre gele­gentlich auch zusam­men, beispiel­sweise zum Früh­schop­pen im Restau­rant Bären oder im Restau­rant Kreuzs­trasse in Goldau, von wo noch pri­vate Auf­nah­men erhal­ten sind. Ein beständi­ges Akko­rdeon­duo hinge­gen waren die bei­den jedoch nie.

Die «Sonne» war ein richtiges Musikan­ten-Restau­rant. Man kan­nte See­bi wei­therum. Viele ange­se­hene Volksmusikan­ten der dama­li­gen Szene, so in etwa die Grossväter der Inner­schweiz­er Örgeli-Zun­ft, gaben sich die Ehre, in der Sonne zu musizieren oder nur ein­fach Musik zu hören. Zu See­bi Betscharts grossen Verehrern gehörten auch Köbi Buser und Arthur Brügger.

Im Jan­u­ar 1980 wurde die Sonne verkauft und die bei­den Wirt­sleute zogen wieder nach Brun­nen, an den Ried­mat­tweg 6. Zwei Jahre nach der Pen­sion­ierung beein­trächtigte See­bi seine Sehbe­hin­derung immer mehr. Er wurde mehrmals operiert, aber lei­der kon­nte die Erblind­ung nicht abgewen­det wer­den. Der Sehver­lust war ein schw­er­wiegen­der Ein­schnitt in seinem Leben. Er musizierte trotz­dem weit­er und ertrug sein Lei­den mit gross­er Geduld. Kurz nach der Jahrtausendwende nahm das Schick­sal erneut seinen Lauf und erlöste Sunne-See­bi am 22. Sep­tem­ber 2001 von seinem schw­eren Krebsleiden.

(Foto mit fre­undlich­er Genehmi­gung aus dem Fam­i­lien­ar­chiv von Alois Lüönd-Mar­tone, Brunnen.)

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