Der bekannte Muulörgeler und Jodler Chaschbi Gander ist am 8. Dezember 2024 im Alter von 96 Jahren verstorben.
Chaschbi Gander (4.1.1928 – 8.12.2024)
Am 8. Dezember 2024 ist der bekannte Nidwaldner Mundharmonikaspieler und Jodler Chaschbi Gander im Alter von 96 Jahren verstorben. Eine kurze Würdigung.
Als ältestes Kind eines Waisenvaters, der für die Landwirtschaft des Bürgerheims verantwortlich war, wuchs Chaschbi Gander zusammen mit seinen fünf Geschwistern in Beckenried NW auf, wo er die Schule besuchte und zeitlebens wohnhaft bleiben sollte.
Die Freude an der einheimischen Folklore wurde in ihm durch seine Freizeittätigkeit als Schafhirt und Hüterbub im urnerischen Isenthal geweckt, dem Geburts- und Heimatort seiner Mutter. Sowohl das Jodeln als auch das Mundharmonikaspielen, dem er sich als Fünftklässler zuwandte und womit er eine Sonderstellung unter den Volksmusikanten einnehmen sollte, lernte er von sich aus nach Gehör. Eine musikalische Schulung hat er nie genossen. Ebenso fehlte im Elternhaus die materielle Grundlage, um ihm eine Berufslehre zu ermöglichen. Eine solche hätte er noch so gern als Landwirt angetreten. Stattdessen diente er nach Schulabgang als Bauernknecht in Weggis, was seiner Vorliebe für die Landarbeit und den Umgang mit Tieren entgegenkam. Zwei Jahre darauf kehrte er nach Beckenried zurück, wo er in einer Lederwarenfabrik eine Anstellung fand und sich bald als Mundharmonikasolist und Solojodler hervortat.
Ausgangs der 1940er-Jahre durfte er sich schon zu den gefragten Mitwirkenden an Heimatabenden zählen. Bei solchen unterstützte ihn zuerst in Beckenried die Kapelle der Trachtengruppe mit Namen «Reytänä-Buebä». Im Februar 1949 wurde er bereits für eine Radiosendung mit dem Kabarettistenpaar Ruedi Walter und Margrit Rainer verpflichtet; seine Darbietungen begleitete das Basler Unterhaltungsorchester. Dann war er in Beckenried vorübergehend Mitglied der Trachtengruppe und des Turnerchörlis, wo er vorjodelte. Unter dem Namen «Nidwalder Huismusig» stand er 1959 erstmals im Aufnahmestudio, an seiner Seite der Akkordeonist Willi Barmettler und der Bassist Oswald Wyrsch, und spielte unter anderem sein Erfolgsstück «Gluck-Gluck-Schottisch» auf Schallplatte ein.
Nachdem er sich 1953 mit Berta Barmettler zum Jodelduo BarmettlerGander zusammengefunden hatte, sang er mit ihr 1960 Paul Webers «s’Guggerzytli» auf die schwarze Rille, eine Schallplatte, die 35’000-mal verkauft wurde. Als «Muulörgeler», der über 100 Tänze – wovon zwei Dutzend eigene – auswendig spielte, trat er nun in den Luzemer Gaststätten «Reussbrücke» und «Reusssteg» zusammen mit seinem Schwager Adolf Rogenmoser, Handorgel, und Toni Birrer, Klavier, auf.
1963 stand Chaschbi Gander erstmals vor der Fernsehkamera. Eine fruchtbare, zehnjährige Zusammenarbeit ergab sich schliesslich mit dem Akkordeonisten Albert Lüönd, die in den 1970er-Jahren unter anderem zu regelmässigen Auftritten im Luzerner «Floragarten» führte und in einer Kalifornien-Konzertreise 1978 gipfelte.
Kleingewachsen und von liebenswürdiger Wesensart, machte er sich sichtlich seinen Witz und seine unverfälschte Nidwaldner Mundart zunutze, um in den folgenden Jahren zu einem der beliebtesten volkstümlichen Präsentatoren, etwa bei Folklore-Kreuzfahrten, aufzusteigen. Seinen Haupterwerb fand er viele Jahre als Werkzeugschärfer in einer Fabrik für Kreuzsägen in Beckenried. Das Haus der Volksmusik hat 2023 das Gesamtwerk des Nidwaldners publiziert.
Chaschbi Gander ist am 8. Dezember im Alter von 96 Jahren verstorben.
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