Vielfalt der Blasinstrumente – Offensive für Horn, Posaune & Co. in der Volksmusik. Kurs mit Oboistin Hanna Camenzind
Mit Ausnahme der Klarinette fristen die Blasinstrumente in der Schweizer Volksmusik eine marginale Rolle. Warum eigentlich? Mit dem Workshop «Vielfalt der Blasinstrumente» lanciert das Haus der Volksmusik Altdorf zusammen mit Oboistin Hanna Camenzind eine Offensive zugunsten von Horn, Posaune & Co. im volkstümlichen Repertoire.
Das Schwyzerörgelitrio kommt ohne Bläser aus, der Appenzeller Stil dito. Die Innerschweizer berücksichtigen bei der Zusammensetzung ihrer Kapellen zumindest die Klarinette oder das Saxophon. Und den Bündnern und Tessinern kommt die Trompete häufig grad recht. Ansonsten haben Blasinstrumente einen ziemlich schweren Stand in der Schweizer Volksmusik typischer Les- und Spielart.
Mehr als schade sei dies, sagt Barbara Kamm, die am Haus der Volksmusik Altdorf den Bereich Bildung und Vermittlung leitet. Sie ist sich sicher: «Gerade Posaunen oder Hörner könnten wichtige Funktionen einnehmen bei der Ausgestaltung der Klangbilder.» Deshalb startet das Haus der Volksmusik eine Offensive mit klarem Fokus, so Barbara Kamm: «Wir wollen Bläserinnen und Bläser befähigen, die Eigenheiten der Volksmusik zu erkennen und sie dazu animieren, sich und ihr Können auch in diesem Bereich einzubringen.»
Eine Frage der Interpretation
Geschehen soll dies im Rahmen eines Workshops am 21. Juni 2025 im Haus der Volksmusik in Altdorf. Als Kursleiterin agiert Hanna Camenzind. Die Oboistin hat an der Hochschule Luzern Klassik mit Schwerpunkt Volksmusik studiert. Für sie ist es keine Frage des Instrumentes, sondern der Interpretation, ob ein Bläser oder eine Bläserin Platz in einer Ländlerkapelle findet.
«Mir hat dahingehend vor ein paar Jahren die schwedische Volksmusik die Augen und Ohren geöffnet», bemerkt Camenzind, die an der Musikschule Kerns unterrichtet. «In den nordischen Ländern und deren traditioneller Musik spielt die Violine eine zentrale Rolle als Soloinstrument. Als ich mit meiner Oboe die Geige und andere Instrumente nachgeahmt habe, hat mir das den musikalischen Horizont ungemein erweitert.»
Probieren geht über studieren
Es brauche Neugierde, Überzeugung und letztlich auch ein gewisses Mass an Resilienz, wenn man als ‘branchenfremde’ Instrumentalistin in einen ungewohnten Stil eintauche, ist sich die junge Musikerin sicher. Indes, es sei dies ein Umstand, der sich mit Blick auf alle Richtungen ähnlich bis gleich verhalte. Egal, ob es sich jetzt um die Volksmusik handle, um Pop, Jazz oder Klassik.
Ihr ist deshalb umso wichtiger, im eintägigen, spielerisch aufgebauten Kurs nicht nur den aus Akkord- und Terzstimmen, Nachschlägen und Bassfunktionen gewobenen Teppich zu legen, sondern auch kopfgesteuerte Barrieren abzubauen, die bei vielen Bläserinnen und Bläsern hinsichtlich des Zusammenspiels mit volkstümlichen oder folkloristischen Kapellen und Ensembles bestehen.
Für Hanna Camenzind steht fest: «Die Wahl des Instruments darf die spielbare Musikrichtung nicht limitieren – ganz im Gegenteil!» Einfach probieren geht auch in diesem Falle über (zu langes) studieren.
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